Maschinenlabor

Prüfstände

Überblick

Die Prüfstände im Labor erlauben es unterschiedliche Kraft- und Arbeitsmaschinen zu untersuchen. Die Prüfstände wurden zum Teil selbst erstellt oder teilweise bzw. komplett von externen Unternehmen bezogen. Die Prüfstände werden für Laborveranstaltungen genutzt, in denen Studenten unterschiedlicher Semester die Einrichtungen selbst bedienen und Messungen durchführen. Darüber hinaus werden die Prüfstände für Projektarbeiten der Lehre und Forschung, vor allem auch im Rahmen von studentischen Arbeiten, eingesetzt.

Prüfstand Radialventilator

Der Prüfstand ermöglicht die Messung eines Radialventilators innerhalb eines Rohrleitungssystems. Ventilatoren sind Strömungsmaschinen zur Förderung von gasförmigen Medien wie Luft, wie z.B. in der Wohnraumlüftung und -klimatisierung. Die wichtigsten Bauformen sind Radial- und Axialventilatoren, deren Bezeichnung jeweils der Abströmrichtung der Luft entspricht. Die Auswahl eines Ventilators und dessen Leistungsbereich benötigt neben Kenntnissen über die Funktionsweise Wissen über die Ventilatorkennlinie und die zu beachtenden Anlagen-Randbedingungen. 

Aufbau des Prüfstandes

Die CAD-Darstellung zeigt die Bauteile und die Messtechnik des Prüfstandes Radialventilator. Die Luft wird vom Ventilator über eine Einlaufstrecke angesaugt, in der sich eine Normdüse zur Bestimmung des Volumenstroms befindet. Im Betrieb kommt es zu einer Druckerhöhung am Austritt des Ventilators, messbar als statische Druckdifferenz zwischen Eintritt und Austritt. Der Ventilator wird von einem drehzahlgeregelten Motor angetrieben. Zur Veränderung des Anlagenwiderstands befindet sich in der Druckleitung eine Drosselklappe. Zusätzlich ist in der Druckleitung ein Diffusor eingebaut, dessen Druckverlust gemessen wird. Der Volumenstrom wird druckseitig mittels eines thermischen Anemometers erfasst.

Aufbau des Prüfstands

Der einstufige Kolbenverdichter wird durch eine Antriebseinheit über einen Riemen angetrieben. Die angesaugte Luft gelangt über einen Saugbehälter zum Verdichter, eine Venturi-Düse misst den Volumenstrom. Die verdichtete Luft wird in einen Druckbehälter gefördert, dessen Enddruck über ein Handventil am Behälteraustritt eingestellt werden kann. An Saug- und Förderanschluss des Verdichters sind Temperatursensoren angebracht, Manometer geben den Druck in den beiden Behältern an. Durch Variation des Enddruckes und der Drehzahl des Verdichters kann das vollständige Kennfeld des Verdichters ermittelt werden.

Erweiterung Indikatordiagramm

Durch Installation zusätzlicher Sensorik ist es außerdem möglich, am Prüfstand Hubkolbenverdichter ein Indikatordiagramm aufzunehmen. Ein Indikatordiagramm zeigt für einen Verdichter den Verlauf von Druck und Volumen im Arbeitsraum während eines Arbeitsprozesses und ermöglicht so eine anschauliche Darstellung der Vorgänge im Verdichter. Um dies zu realisieren, wurde ein Minitatur-Drucksensor in den Arbeitsraum des Verdichters gebracht sowie ein Drehwinkelgeber zur Bestimmung des Arbeitsraumvolumens an der Riemenscheibe montiert. Die Bestimmung von Indikatordiagrammen ist eine wichtige Weiterentwicklung des Prüfstandes und erweitert die Möglichkeiten für die Veranstaltungen im Maschinenlabor.

Prüfstand Turboverdichter

Der Verdichterprüfstand der Hochschule Offenburg ist ein Sonderprüfstand für Forschung und Lehre. Es handelt sich um eine Einzelanfertigung, mit der Lehrinhalte und Phänomene aus verschiedenen Disziplinen, wie z. B. der Mechanik, der Thermodynamik und der Strömungslehre dargestellt und untersucht werden können. Für die Lehre erlaubt dies ein vernetztes und interdisziplinäres Arbeiten am Beispiel einer mit hohen Drehzahlen betriebenen Strömungsmaschine. Darüber hinaus erlaubt die Konzeption des Prüfstandes die Untersuchung von Verdichtern unterschiedlicher Größe, Antriebsleistung, und darüber hinaus Maschinenelemente schnelldrehender Maschinen wie Lager und Spindeln.

Aufbau des Prüfstands

Wesentliche Elemente des Prüfstandkonzeptes sind die flexible mechanische Aufnahme der Prüflinge, die sich mit hoher Genauigkeit justieren lassen, die hochwertige Messdatenerfassung und die flexible Prüfstandsteuerung, die auch automatisierte Prüfzyklen ermöglicht. Die Sensorik umfasst einen Drehkolbengaszähler mit Feuchtesensor zur Volumenstrommessung, mehrere Messstellen für Temperatur und Druck sowie Sensoren zur Messung von Drehmoment und Drehzahl.

Prüfstand Francis-/Pelton-Turbine

Der Prüfstand dient der Untersuchung von Gleichdruck- und Überdruckturbinen, hierzu stehen eine Pelton-Turbine und eine Francis-Turbine zur Verfügung. Unterschiedliche Höhendifferenzen können durch Einstellung des Vordruckes realisiert werden, zudem besteht die Möglichkeit die Drehzahl zu variieren. Es können so z. B. Kennlinien für unterschiedliche Drehzahlen bei Variation der Leitschaufelstellung (Francis-Turbine) bzw. der Nadelventilstellung (Pelton-Turbine) erstellt werden.

Aufbau des Prüfstands

Im Mittelpunkt der Anlage steht die jeweilige Turbine, die über einen Riemen an eine Bremseinheit angebunden ist. Die Versorgung findet über Wassertank statt, aus dem eine drehzahlgeregelte Umwälzpumpe das Wasser zur Turbine fördert, in diesem Leitungsabschnitt werden Volumenstrom, Druck und Temperatur gemessen. Nach der Turbine wird das Wasser wieder dem Tank zugeführt. An der Pelton-Turbine lässt sich über ein Nadelventil der Düsenquerschnitt am Eintritt verändern, bei der Francis-Turbine kann dementsprechend über einen Hebel die Stellung der Leitschaufeln eingestellt werden.

Prüfstand Kaplanturbine

Die Kaplanturbine ist eine sogenannte “schnellläufige” Turbine mit hoher spezifischer Drehzahl. Sie wird für große Volumenströme und geringe Fallhöhen verwendet, also für Laufwasserkraftwerke. Im Maschinenlabor ist eine Kaplanturbine mit Spiralgehäuse aufgebaut, dessen Betriebsverhalten untersucht werden kann.
 

Aufbau des Prüfstands

Eine Tauchpumpe fördert aus einem Tiefbecken über eine Druckleitung Wasser durch die Turbine, von der aus es durch einen offenen Kanal über ein Überlaufwehr in das Becken zurückfließt. Durch Veränderung der Pumpendrehzahl über einen Frequenzumformer lässt sich der Druck vor der Turbine variieren und damit eine variable geodätische Fallhöhe vorgeben. Das Wasser strömt über ein Spiralgehäuse in die Turbine ein und fließt radial durch einen Leitapparat, dessen Schaufeln gemeinsam durch einen Verstellring verdrehbar sind. Dadurch ändern sich der Durchflussquerschnitt und der Volumenstrom. Der Axialläufer kann durch das Plexiglassaugrohr beobachtet werden, wo sich auch eine Verstellung der Laufschaufeln verfolgen lässt, die durch einen Zuganker verstellt werden können. Zur Bestimmung des Volumenstroms wird neben einem magnetisch-induktiven Sensor das Überlaufwehr im Wasserkanal genutzt. Hierzu wird der Pegelstand mittels einem mit dem Kanal verbundenen Schwimmerrohr gemessen.

Prüfstand Windkanal

Windkanäle dienen der aerodynamischen Untersuchung von (Teil-)Objekten wie Flugzeuge oder Automobile. Der Windkanal im Labor für Kraft- und Arbeitsmaschinen wird im Rahmen von Laborveranstaltungen genutzt, in dem ein umströmtes Tragflügelprofil vermessen wird. Darüber hinaus wird der Prüfstand in Projekten genutzt, wie beispielsweise für Bauteile des "Schluckspechts" - das energieffiziente Fahrzeug der Hochschule Offenburg.

Aufbau des Prüfstands

Der Windkanal der Hochschule Offenburg ist vom Göttinger Typ, d. h. die Luft zirkuliert in einem geschlossenen Kreislauf. Die Messstrecke ist offen, so dass das Prüfobjekt einsehbar und zugänglich ist. Die Strömung wird durch einen frequenzgesteuerten Ventilator aufrecht erhalten. Die Strömungsgeschwindigkeit wird mit einem Prandtl-Rohr und Betz-Manometer gemessen. Im Rahmen des Laborversuches wird an einem Tragflügelprofil die Druckverteilung mittels Mehrfach-U-Rohr-Manometer und die Kraftwirkung über Biegebalken mit aufgeklebten Dehnungsmessstreifen.

Windkanal in Aktion

Variabler Pumpenprüfstand

Pumpen sind Arbeitsmaschinen, die zur Förderung von Flüssigkeiten eingesetzt werden. Einsatzgebiete sind z. B. die Bewegung innerhalb von Kreislaufen wie in Heizungzanlagen, die Dosierung von Flüssigkeiten und das Entleeren/Befüllen von Behältern. Pumpen existieren in unterschiedlichen Bauarten und Größen. Zur Charakterisierung des Betriebsverhaltens einer Pumpe wird die Pumpenkennlinie verwendet, die das Verhältnis zwischen der Förderhöhe und dem Förderstrom darstellt. Am Pumpenprüfstand ist es möglich, eine solche Kennlinie messtechnisch zu ermitteln.

Aufbau des Prüfstands

Mittelpunkt des Prüfstandes ist eine dreistufige Kreiselpumpe, die über einen frequenzgeregelten Motor angetrieben wird. Die Pumpe ist eingebunden in eine Baugruppe mit Anschlussstutzen für die Druckmessung. Weitere hydraulischen Baugruppen beinhalten eine Ventilsteuerung, ein Wasserreservoir sowie unterschiedliche Durchflussmessgeräte. Jede der Baugruppe hat zwei Anschlüsse, an denen ein Schlauch mittels Steckverbinder angeschlossen werden kann. Auf diese Weise können die Baugruppen in beliebiger Weise zu einem Gesamtsystem verbunden werden.

Modularer Betrieb des Prüfstandes

Der Prüfstand ermöglicht es, die Versuchsdurchführung an den geforderten Anspruch und der zur Verfügung stehenden Zeit anzupassen. Die umfassendste und zeitaufwendigste Variante beinhaltet die eigenständige Festlegung eines Messsystems und dessen hydraulische Verschaltung, die Darstellung des Systems in einem Fließschema, die elektrische Anbindung der Sensoren an die Messwerterfassung, die Einstellung der Messtechnik innerhalb LabVIEW und die Durchführung des Versuches mit anschließender Auswertung. Durch die vorherige Bereitstellung einzelner Schritte können Zeitaufwand und Komplexität des Versuches reduziert werden

Prüfstand Maschinendynamik

Strömungsmaschinen beinhalten als wesentliches Bauteil rotierende Wellen, an denen u. a. das Laufrad angebracht ist. Da die Massenverteilung im Läufer nicht vollständig rotationssymmetrisch ist, kommt es im Betrieb zu Schwingungen. Im kritischen Drehzahlbereich sind diese so groß, dass sie das Bauteil zerstören können. In der Praxis muss daher darauf geachtet werden, unterhalb des kritischen Bereiches zu bleiben oder den kritischen Bereich zügig zu durchfahren. Der Versuchsstand untersucht diese dynamischen Probleme anhand eines einfachen, schwingungsfähigen System - dem Lavalläufer.

Aufbau des Prüfstandes

Der Versuchsaufbau besteht im Wesentlichen aus den drei Komponenten Antriebseinheit, Steuergerät und Welle. Eine drehzahlgeregelte Asynchronmaschine treibt über eine elastische Klauenkupplung eine Welle an, die mittels Pendelkugellager auf zwei Lagerböcken befestigt ist. An der Welle ist eine Massenscheibe montiert, auf die mithilfe Gewichten unterschiedlicher Masse eine entsprechende Unwucht aufgeprägt werden kann. In Abhängigkeit von der Drehzahl wird die Auslenkung der Welle mithilfe von Beschleunigungssensoren und Wegaufnehmer erfasst. Ein Fanglager begrenzt die Wellenbewegung im resonanznahen Bereich auf ungefährliche Auslenkungen.

Wellenauslenkung bei unterschiedlichen Drehzahlen

Numerische Strömungssimulation

Die numerische Strömungssimulation (Computational Fluid Dynamics) ist eine wichtige Ergänzung zur analytischen und experimentellen Strömungsmechanik. Mithilfe numerischer Methoden können damit die Fluidströmen und die Wärmeübertragung von unterschiedlichsten Objekten simuliert werden. Im Labor für Kraft- und Arbeitsmaschinen werden im Rahmen von Projekten Modelle von Strömungsmaschinen erstellt, dessen Genauigkeit durch Messungen an den jeweiligen Prüfständen überprüft wird. Die Modelle werden verwendet, um Analysen der Maschinen durchzuführen sowie Optimierungen zu erarbeiten und zu bewerten. Zum Einsatz kommen unterschiedliche kommerzielle und auch quelloffene Simulationsumgebungen.